Freilichtmuseen gibt es einige in der Gegend - wie überhaupt in ganz England. Die Informationsstellen in den Städten und Dörfern haben Listen mit allen Sehenswürdigkeiten, manchmal sogar in deutscher Sprache. In diesen Listen findet man auch die Adressen der in Großbritannien so beliebten Unterkünfte "bed & breakfast"-Unterkünfte. An Häusern, in denen man übernachten kann, hängt ein Schild, auf dem B & B steht. Man klingelt und fragt, was die Nacht plus Frühstück kostet. Unter Frühstück versteht man in England ein üppiges Mahl.
Man sitzt meist mit der Familie am Tisch, auf dem außer dem üblichen Körnerfutter viele hausgemachte Marmeladen und Wurstsorten stehen. Dazu gibt es Rührei mit Speck oder Schinken. Und Tee aus großen, bauchigen Kannen. Der wird einem auch sonst überall und jederzeit angeboten. Auf diese Weise entsteht sofort ein weit intensiverer Kontakt mit den Menschen als in einem Hotel. Und viel billiger ist "B & B" auch.
Meine Abend auf einem Bauernhof in der Nähe von Cheddleton begann mit Tee und Käsegebäck auf der Wiese vor dem Haus. "My name is Elisabeth" sagte die Farmersgattin gleich unter der Tür und zeigte mir noch vor meinem Zimmer den Stall, der 300 Kühe und 80 Kälber beherbergt. Elisabeth lebt von der Milchwirtschaft, und zwar nicht schlecht. Auf ihrer Stallgasse hätte man essen können, so blitzblank war sie. Die 300 Kühe sind meist auf der Weide, aber abends um fünf werden sie zum Melken in den Stall getrieben. Das ist denn auch die einzige Zeit, in der sich Elisabeth nicht um ihre Gäste kümmern kann. Da mag man sich in ihrem Wohnzimmer die Fotos und Auszeichnungen vom Ehemann ansehen, der Marathonläufer ist.
Die Stadt Stoke-on-Trent, die eigentlich aus sechs Städtchen besteht, ist das Zentrum der englischen Porzellanmanufaktur. Für die "Potteries" sollte man sich Zeit nehmen. Wer sich für schöne Keramik und wertvolles Porzellan interessiert, kann in dieser sonst nicht besonders attraktiven Stadt alles darüber erfahren. Am besten vielleicht im "City Museum and Art Gallery" im Stadtteil Henley. Dort ist - übersichtlich aufgebaut - die Porzellangeschichte der letzten Jahrtausende zu verfolgen: Wunderbare und äußerst wertvolle Stücke sind hinter Glas zu bestaunen, darunter auch hierzulande bekannte Marken wie Wedgewood, Royal Doulton und Spode, die dort produziert werden. Wie Porzellan hergestellt, mit welch unendlicher Sorgfalt und Kunstfertigkeit es von Hand bemalt wird, kann man in vielen Fabriken sehen; in manchen kann man es auch selbst probieren. Am Schluss der Führungen kann man wertvolles Geschirr zu einem moderaten Preis erwerben. Der Gewinn einer solchen Besichtigungstour durch Stoke-on-Trent besteht darin, dass man, wenn man wieder zuhause ist, endlich versteht, warum Oma das "gute" Kaffeeservice nur an hohen Feiertagen aus der Vitrine nahm: Es ist heute fast unbezahlbar.
Schlösser, Kirchen und Burgen gehören zum Besichtigungsprogramm in Englands Mitte. Die Kathedrale von Lichfield ist sicher eine der schönsten und gewaltigsten im ganzen englischen Königreich. Auch das Städtchen, in dem sie sehr beherrschend seit dem 12. Jahrhundert steht, ist reizvoll und hübsch. Auch gute Antiquitäten kann man hier finden - jeden Dienstag auf dem Markt, wenn nur Kunsthandwerk angeboten wird. Eier und Gemüse gibt es an zwei anderen Tagen.
Fortsetzung: Eine Festung von riesigen Ausmaßen >>
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