Als die steinerne Brücke über die Donau gebaut wurde, sah der Brückenbaumeister immer hinüber zum Dom, an dem ebenfalls fleißig gemauert wurde. Er sah, wie der Dom immer höher wuchs, während seine Leute beim Errichten der Pfeiler mit den Strudeln in der Donau kämpften. Er ergrimmte über den Dombaumeister, dessen Werk unablässig in die Höhe stieg, Verzierungen und Schnörkel aus Stein erhielt, während sich das seinige schmucklos und langsam über den Fluß spannte.
Zuweilen kam der Teufel, um sich beide Bauwerke anzusehen. Eines Tages schlug er dem Brückenbaumeister einen Pakt vor: Er wolle dafür sorgen, dass die Brücke vor dem Dom beendet sei. Aber dafür brauche er die erste Seele, die über die Brücke schreite. Der Brückenbaumeister nahm den Vorschlag an; er wollte um alles in der Welt den Dombaumeister ausstechen.
Der Teufel trieb die Arbeiter an, die Brücke war vor dem Dom vollendet, die Pfeiler hielten, das steinerne Werk war vortrefflich gelungen.
Nun verbarg sich der Höllenfürst unter dem mittleren Brückenbogen und wartete auf die versprochene Seele. Er wusste genau, wer das sein würde: Der Bischof, der die Brücke weihen musste, bevor die Bürger der Stadt ans andere Ufer in die schattigen Biergärten eilten.
Der Brückenbaumeister erschrak, als er den Weihbischof mit seinem Gefolge sich der festlich geschmückten Brücke nähern sah. Da bemerkte er einen kleinen Hund am Ufer der Donau, der freundlich mit dem Schwanze wedelte. Flugs lief der Mann hinunter, trug das Hündchen zur Brücke und ließ es vor dem Bischof herlaufen. Als dem Teufel das klar wurde, machte er unter seinem Brückenbogen vor Wut einen Buckel wie eine Riesenkatze. Dabei hob sich die Steinerne Brücke und bekam in der Mitte einen Knick. Den hat sie noch heute.
Es gibt wenige Städte, in deren steinernem Geschichtsbuch man so verständlich lesen kann, wie in Regensburg an der Donau. So weit man auch zurückblättert - immer hat man Wichtiges und Interessantes aufgeschlagen.
Im Jahre 1979 feierte die Stadt den 1800sten Geburtstag. Allerdings gab es hier schon viel früher als im Jahr 179 eine Siedlung, wenn auch die Geschichtsschreiber an diesem Punkt ein wenig vage werden. Man weiß, dass die Römer schon im Jahre 15 v.Chr. über die Alpen marschiert sind und an der Donau kampierten. Ums Jahr 90 n.Chr. legten sie in Kumpfmühl (das heute ein Stadtteil von Regensburg ist) ein Lager an. Das wurde zerstört. Ein anderes entstand - dort, wo heute der Kern von Alt-Regensburg liegt: Castra Regina. Im Jahre 179 war es fertig.
Die Regensburger wissen das erst seit 1873 so genau. Da fand man bei Reparaturarbeiten am Osttor zwei riesige Quader im Fundament mit einer Inschrift, die eindeutig besagt, dass Kaiser Marc Aurel hier durch die III. italienische Legion eine Festung errichten ließ: Castra Regina, das Lager an der Mündung des Regenflusses, Garnison für 6000 Mann, 540 Meter lang und 450 Meter breit. Mit Fußbodenheizung.
Fortsetzung: Die einzige erhaltene mittelalterliche Großstadt >>