So beginnt ein unvergeßlicher Abend bei wunderbaren, bekömmlichen Speisen und Musik auf alten Instrumenten. Björn und der Spielmann erzählen zwischen den Gängen Legenden und Geschichten, während die Kerzen langsam niederbrennen. Im Verlaufe des Abends geht jeder Gast so sehr in der Atmosphäre des elisabethianischen Zeitalters auf, das hier so vollendet nachgespielt wird, dass man fast traurig ist, wenn man sich schließlich zum Schlafen in die jedem zugewiesene Kemenate begibt. Hausgeist Fred hat in dieser Nacht übrigens nur aus Versehen die Feuersirene aufheulen lassen - sonst ist nichts geschehen.
Im "Heart of England" liegen einige der geschichtsträchtigsten und bedeutsamsten Städte und Grafschaften des "United Kingdoms". Sie heißen Shropshire und Staffordshire, Worcestershire und Derbyshire. Die dunklen Moorlands gehören ebenfalls dazu wie die sattgrünen Hügel im Peak District National Park, in dem man stundenlang radeln kann, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
Mittendrin liegt die ausufernde Industriestadt Birmingham, in der man meist als Fluggast landet. Der Flughafen ist nicht groß, aber übersichtlich und supermodern. Man findet leicht in die Stadt und auch wieder hinaus; das empfiehlt sich.
In Birminghams Vorort Merry Hill stehen die angenehmen Hotels; ruhig und exklusiv am Wasser oder lebhafter in der Nähe des Einkaufszentrums, das mit seinen 260 Läden unter einem Dach eines der größten in Europa sein soll. Typisch englisch ist es nicht, aber man findet alles - von gut nachgemachten Antiquitäten bis zur ausgefallenen Unterwäsche, vom Hamburger bis zum Kaviar. Als Ausgangspunkt zur Erkundung von Englands Mitte bietet sich Birmingham an, zu mehr aber auch nicht.
Um das Herz Englands kennenzulernen, denken wir uns eine Rundreise aus. Nordwestlich von Birmingham liegt das "Black Country". Wie der Name sagt, ist es ein düsteres Stück Land, doch von großem historischem Interesse. Es ist die Gegend, in der früher Eisen gewonnen wurde. Ironbridge Gorge ist das Zentrum, heute ein Weltkulturerbe. Die Ironbridge selbst ist die älteste Eisenbrücke der Welt.
Fröhlicher als in den stillgelegten Eisenbergwerken und toten Hochöfen geht es im "Blists Hill Open Air Museum" zu. Es ist ein Freilichtmuseum, in dem es genauso aussieht wie im viktorianischen England. Ein ganzes Dorf wurde original aufgebaut. Es gibt Lädchen, hinter deren Theken Menschen in der Kleidung aus jener Zeit stehen. In der Sprache von damals verkaufen sie Waren, die man heute kaum noch kennt. In einer winzigen Wohnstube erklärt die Hausfrau, wie sie ihre 16 Kinder aufgezogen und ernährt hat, wie eng und ärmlich alles war. dass es aber am Sonntag doch zu einem Spießbraten für alle gereicht habe - für die Kleinsten aber nur ein Tellerchen Soße, das sie mit einem Stück Brot auftunken durften. Sie, die Mutter, habe aus Lumpen kleine Teppiche gefertigt und so zum Lebensunterhalt beigetragen.
Im Pub nebenan, in den Frauen früher nicht hineinduften, gibt´s herzhaftes Ale, dieses dunkle Biergebräu, das für Frauen ohnehin nicht schicklich war. Zumal dort auch geflucht, gespuckt und Karten gespielt wurde.
Man sei arm, aber glücklich gewesen, wird einem versichert. Man glaubt es unbesehen, so vollendet haben die Betreiber des Museums die Zeit weggezaubert. Sie leben dort ständig so wie dazumal.
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