Keiner der vielen Beduinen, die auf dem Platz hier am Boden hocken, um ihre Souvenirs feilzubieten, spricht einen an. Sie wissen, dass jeder, der hierherkommt, mit Petra erst einmal in der Stille allein sein muss. Später werden sie einen umringen, alte Scherben zeigen, blaustichtige Fotos und gehämmerte Goldreifen.
Man möchte auf Zehenspitzen herumgehen, um die Toten nicht zu wecken. Man hat einen Teil von ihnen noch gar nicht entdeckt. Man weiß aber, dass sie hier ruhen.
Ein paar Beduinenfamilien haben in geöffneten Gräbern Wohnung genommen. Dort sind die Wände schwarz von ihren Feuern. Weit öffnet sich die lange vergessene Stadt vor uns. Die gigantischen Fassaden aus Sandstein zeigen alle Farben. Die Römer haben einst in Petra eine Prachtstraße gebaut, nachdem sie es erobert hatten. Sie zerschlugen einfach die Wasserröhren, und das Volk wäre fast verdurstet.
Petra war eine riesige Stadt. Es gibt Tempel aus Marmor und ein Kloster, dessen Seite 45 Meter lang ist. Auf dem Gipfel der Felsen - man muss über mehr als tausend Stufen steigen, es ist fast unmöglich - findet man noch immer die Zisternen für das Reinigungswasser der Opferstätten. Die Nabatäer opferten dort oben ihrer Gottheit Dushara. Man sagt, dass dort oft auch Menschen getöten worden seien.
Ein kleines Mädchen führt seine Ziegen zu den wenigen Grasbüscheln, die zwischen den Steinen grünen, als ich "Good horse" besteige und es ihm überlasse, mich sicher zurückzubringen, in die Zivilisation. Ich mag nicht mit meinem Beduinenfreund sprechen. Er respektiert es. Petras Zauber wirkt noch.
Ein alter Mann spielt auf der Quasaba, der fünflöchrigen Flöte. Die Sonne ist noch nicht untergegangen, als er mir eine dampfende Tasse Tee reicht. Wäre ich ein Mann, würde er mir die Hand reichen und mich umarmen. Und ich ihn. Ahlan wa Sahlan.
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