In den arabischen Ländern isst man sich nur an elf Monaten im Jahr richtig satt - auch in Marokko. Während eines Monats - es ist der neunte im arabischen Mondjahr - darf der Gläubige tagsüber nichts essen, nichts trinken, nicht rauchen und auch sonst nichts Genussvolles tun. So hat es einst der Erzengel Gabriel befohlen, als er dem Propheten Mohammed erschien.
Der Fastenmonat Ramadan dauert 29 Tage und verschiebt sich jedes Jahr um zehn Tage nach vorn. Der Tag wird mit Gebeten zugebracht. Kaum ist jedoch die Sonne untergegangen, wird es auf den Straßen des Landes lebhaft. Die Restaurants öffnen, Straßenverkäufer bieten die traditionelle Speise des täglichen Fastenbrechens an: "harira", eine Suppe aus Lamm, Linsen und Bohnen. Dazu wird Wasser und Pfefferminztee getrunken.
Das Ende des Ramadan wird mit einem großen Fest begangen. Die Familien sitzen mit Freunden zusammen. Es gibt M'choui, ein ganzes Schaf, das am Spieß geröstet wird. Jeder schneidet sich von dem gewürzten Fleisch ein Stück ab, taucht es in eine kleine Schale mit Cumin (das ist zerstoßener Kümmel) und genießt das erste große Mahl nach dem Fastenmonat.
In der marokkanischen Küche sind Elemente der andalusischen, der jüdischen und der arabischen Küche aufs wundervollste vereinigt - Einflüsse aus der französischen Küche sind hinzugekommen. Die Gewürze sind nicht zu zählen. Allein 27 verschiedene hat man im "Ras el Hanouf" gemischt, das jede marokkanische Hausfrau in ihrer Küche stehen hat. Da für strenggläubige Moslems Schweinefleisch verboten ist, wird viel Hammel, Lamm und Geflügel angeboten, das in unendlich vielen Variationen zubereitet wird.
Das Nationalgericht der Marokkaner ist Couscous. Die über Wasserdampf gegarte Hirse (oder auch Hartweizengrieß) schmeckt mit einer Soße aus gebratenen und durchpassierten Zwiebeln, Honig, Rosinen und Mandeln hervorragend. Zum Festmahl aber wird ein Couscous, wenn man noch sieben Sorten Gemüse dazugibt und Kalbfleisch oder Huhn auf das Getreide häuft.
Als besondere Ehre für den Gast bereitet die marokkanische Hausfrau "pastilla" zu, eine sehr zeitaufwendige Köstlichkeit. Es sind hauchdünne Blätterteigfladen, die mit einer zarten Mischung aus Täubchenfleisch, Zwiebeln.Zimt, Safran, Pfeffer, Zucker und gehackten Mandeln gefüllt und mit Puderzucker überstreut werden.
Aber auch die Eintopfgerichte, die man täglich isst, die berühmten Tajine im Tontopf mit kegelförmigem Deckel, gibt es in vielen Varianten. Sie schmecken immer. Lammeintopf mit Pflaumen beispielsweise, oder mit Datteln und Quitten. "Tajine bei hout" ist ein Fischeintopf, dem man Tomaten, Ingwer, Safran sowie süße und scharfe Paprika zufügt. Tajine können stundenlang auf kleinem Feuer köcheln und werden dabei immer besser -ebenso wie das alte marokkanische Gericht "Matisha mesla", bei dem ein ganzes Huhn in einer Soße aus Tomaten, Honig, Ingwer und Zimt langsam gart und das mit seinem Duft aus tausend und einer Nacht die Küche und das ganze Haus erfüllt.
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