In den Bergen Nordthailands wohnen 14 verschiedene Stammesvölker. Da sind die Karen, die Hmong, die Lasu, die Lisu und auch die Akha, bei denen die Männer nicht arbeiten. Nicht einmal untereinander können sich diese Stämme verständigen. Sie haben ihre eigenen Sprachen und ihre Besonderheiten über die Jahrzehnte hinweggerettet, seitdem sie - zum Teil aus Tibet über Südwestchina - ihre lange Wanderroute hierher angetreten haben. Die Hmong beispielsweise kommen aus Laos, wo sie den Kommunismus bekämpften, der ihnen die Unabhängigkeit nehmen wollte. Die Riten der Karen hingegen beschäftigen sich damit, in Harmonie mit der Natur zu leben. Und darin sind sie der buddhistischen Weltanschauung der Thai nahe. Doch Thais sind und werden sie nie.
Woher auch immer sie gekommen sind, woher auch immer sie ihre Religion mitgebracht haben, hat Thailands König ihnen gestattet, hier in den Bergen im äußersten Norden zu siedeln und zu bleiben. Mehr als dreißig Kilometer dürfen sie nicht ins Land herein, aber sie dürfen überall Handel treiben. Hier oben haben sie Ackerland, Ruhe und Frieden gefunden. Zwiesprache mit den Ahnen und die alten Riten können sie ungestört pflegen.
Mae Sai ist Thailands nördlichste Ortschaft - bunt, quirlig, dreckig und faszinierend. In der Mitte der Brücke über den Fluss Mae Kok ist die Grenze zu Burma. Für fünf US-Dollar darf man mit einem Tagesvisum bis zum Einbruch der Dunkelheit hinübergehen und so den Fuß in ein anderes Land setzen. Es unterscheidet sich aber in Grenznähe in nichts von Thailand. Auf der anderen Brückenseite sind genausoviele Straßenhändler, Buden, Läden mit bestickten Silberdeckchen und paillettenbesetzten Täschchen, genausoviele ungewaschene, aber anrührende bettelnde Kinder wie herüben. Die raffinierteren der kleinen Thais von Mae Sai haben ihre Festtagstracht angezogen, ihr Gesicht gewaschen und posieren unaufgefordert fürs traditionelle Grenzlandfoto. Für ein paar Münzen mehr singen sie endlose Strophen eines alten Volksliedes und zeigen den besten Standort für das Foto vom Grenzübergang. Es lohnt sich, durch die Straßen zu schlendern, irgendwo bei einem der Chinesen, die auch hier ihre traditionellen Garküchen haben, etwas zu essen. Man kann dann den letzten Bus zurück nach Chiang Mai oder Chiang Rai nehmen. Aber man kann auch im einzigen, recht feinen Hotel in Mae Sai übernachten.
Wenn man die Bergstämme und das frühere Opium-Schmuggelgebiet, das "Goldene Dreieck" besuchen will, kann man das ab jetzt bequemer haben und ein paar Stunden Flugzeit sparen. Man fliegt aus Deutschland über Abu Dhabi direkt nach Chiang Mai, ohne in Bangkok umsteigen zu müssen. Dann geht die Reise in bequemen Bussen weiter. Das "Goldene Dreieck", das im Grenzgebiet zu Burma und Laos liegt und durch den Zusammenfluss von Mekong und Maek Ruak gebildet wird, ist heute nicht mehr das filmbekannte Schlupfloch für Drogenhändler; hier gibt es jetzt vor allem um satte Gewinne aus der Spielbank, die im Wasser auf burmesischem Gebiet gebaut wurde und sehr seriös geführt werden soll. Man streift die Gegend auf den üblichen Rundreisen - in wenigen Stunden hat man alles gesehen und wundert sich, warum dieses Dreieck lange Zeit so viele Abenteurer angezogen hat.
Viel mehr sieht und erlebt man in Chiang Mai. Seit 1296 besteht diese immer größer werdende Stadt (zeitweilig war sie burmesisch). Heute leben hier eine Million Menschen. Es gibt erstklassige Hotels und preiswerte Herbergen für die vielen Touristen. 72 Buddha-Tempel stehen hier. Den Wat Chiang Man sollte man besuchen, denn der Glücksgott aus Kristall, der dort thront, verheißt gute Geschäfte, wenn man ihm opfert.
Insgesamt soll es in Thailand über 25 000 Tempel geben - man hat reichlich Gelegenheit, die wichtigsten anzusehen. Dabei ist es ratsam, sich einer guten Führung anzuschließen; macht man es allein, ist man bald hoffnungslos verloren und weiß nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Ein paar Regeln vorneweg: Schuhe werden grundsätzlich vor dem Tempel ausgezogen, Fotografieren ist erlaubt, bei Mönchen in gelben Gewändern jedoch nur dann, wenn diese beide Schultern bedeckt haben. Auch dem süßesten Kind darf man in Thailand nicht über den Kopf streicheln. Und allzu freizügige Kleidung ist bei Damen wie bei Herren verpönt.
Fortsetzung: Wahrsager sind hochverehrte Leute >>
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