Der Hotelelefant Laksmih liegt auf der Seite und schläft, als uns der Jeep des Yala-Nationalparkes abholt. Als wir die Schranken durchfahren, dämmert es. Die Wildreservate und Nationalparks Sri Lankas haben keine Zäune. Die Tiere sind wirklich wild und sehr scheu. Es gehört Fingerspitzengefühl und ein wenig Glück dazu, wenn man die Großtiere nahe sehen und fotografieren will. Es gibt unzählige bunte Vogelarten, die man bei uns nicht kennt, aber wir wollen unbedingt Krokodile vor die Kamera bekommen. Als eins endlich nach Stunden nur ein paar Meter von uns entfernt reglos im Sumpf liegt, sehen wir es zunächst gar nicht. Zwei böse Augen und zwei Nasenlöcher ragen über die Wasseroberfläche, das ist alles. Am Ufer grasen Wasserbüffel.
Zwei Elefanten, denen wir begegnen, blicken kampflustig weil sie keine Frau gefunden haben. Der Fahrer legt schleunigst den Rückwärtsgang ein. Ein bisschen Angstgefühl sitzt mir im Nacken. Es ist ein Unterschied zwischen einem alten gezähmten Elefanten hinter Zoogestänge und einem wilden in der Brunftzeit in fünf Meter Entfernung.
Am Nachmittag erreichen wir die Südküste. Die Mattenhütten liegen jetzt dichter beieinander. Auf den Straßen wird es lebendiger. Kinder verkaufen Kokosnüsse und Gewürze. Auf dem Meer ist kein Schiff zu sehen, es ist nur eine riesige, gekräuselte dunkelblaue Fläche. Die Strände sind gelb und verlassen - flache lange Sandstreifen. Frauen hocken im Brackwasser und klopfen die Fasern der Kokosnüsse weich. Kinder und Alte drehen daraus die langen haltbaren Schnüre für den Verkauf und den Export. Sie winken, als wir vorüberfahren. Sie wissen: Wir bringen Geld in ihr Land; für sie sind wir reich.
Neben der Straße ist ein Gerüst errichtet und mit weißen Girlanden geschmückt - Verbrennungsstätte für die Toten. Als uns ein Trauerzug begegnet, erheben sich Fahrer und Dolmetscher für einen Augenblick von ihrem Sitz im fahrenden Auto, mitten im Satz der Unterhaltung eine Geste der Hochachtung vor den Trauernden. Ein Mann trägt einen Kindersarg auf dem Kopf, die Mutter schreitet mit den Verwandten im weißen Trauersarong und ohne Tränen. Nach ihrem Glauben hat ihr Kind es nun besser als sie.
Als wir vor dem Portal des Hotels Oberoi vorfahren, reißt der Portier die Türe auf und zieht die Mütze. Ich gehe nicht gleich in mein Zimmer. Ich gehe zum Wasser. Die windgebeugten Palmen zeichnen Schattenfinger in den Sand. Jetzt werde ich das Land in mich hineinsinken lassen und Ferien machen.