In 2040 Metern Höhe, in Nuwara Elijy, wird es vollends englisch-kolonial. Das riesige Grandhotel mit seinen großen, gesprungenen, angerosteten Badewannen, in die der barfüßige Boy kochend heißes Wasser einlaufen lässt und wo er nachher das Handtuch bereithält, ist vielleicht 1928 das letztemal renoviert worden. Im Kamin in der Halle brennt ein Feuer; um fünf Uhr nimmt man dort den Tee. Die Damen hängen sich die Häkelstola um die fröstelnden Schultern. Draußen ist es klar, die letzten Sonnenstrahlen wärmen ein paar Spieler auf dem Golfplatz.
In den Schaufenstern der Juweliere gehen die Lichter an. An kleinen Tischen beugen sich Köpfe über einen wertvollen Stein. Preise werden geflüstert, man handelt, ein Scheck wird über die Glasplatte geschoben. Der Boy macht ein zierliches Päckchen aus buntem Geflecht. Zuhause werden die Freunde staunen - über den blauen Saphir, den gelben Topas oder den milchigen Mondstein, der hier nur ein Bruchteil des Preises von daheim kostet.
Heute sind keine Moskitos in unserem Zimmer. Wir müssen uns nicht einhüllen in den Weihrauchduft der Räucherspirale. Zum ersten Mal sind die Betten nicht bretterhart, sondern kuhligmollig; wir schlafen tief und traumlos in der frischen Höhenluft des Berglandes.
Vor dem Fenster blüht der feurige Tulpenbaum. Morgen müssen wir die Serpentinen wieder hinunter. Wir werden die Reisterrassen sehen und die Wasserbüffel, die den Pflug knietief durch den fruchtbaren, gelben, feuchten Boden ziehen. Die Kinder werden sich wieder die Nasen plattdrücken an der Fesnterscheibe unseres Wagens; sie werden uns die unmöglichsten Dinge zum Kaufen anbieten. Und wenn sie gar nichts mehr haben, nicht einmal mehr ein getrocknetes Blatt der Riesenbohne, das wie eine Schlange klappert, dann werden sie uns mit großen dunklen Augen anschauen und leise fragen: "Money, Madam?"
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